Herzensrichtung

Mit meiner Vespa bin ich nun schon seit 20 Jahren unterwegs. Mühsam erarbeitet mit mehreren Ferienjobs in einer Fabrik, hatte ich sie mir mit 16 Jahren gekauft, nachdem ich den Motorradführerschein gemacht hatte. Ich wollte aber lieber eine Vespa fahren, weil sie mir so gut gefielen und ich damit ein bestimmtes Lebensgefühl verband. Auch heute gefällt mit meine alte Lady, die den Namen Jordan trägt, nach wie vor sehr gut. Den ein oder anderen Kratzer von kleineren oder größeren Stürzen hat sie davongetragen. Als ich noch keinen Autoführerschein besaß, bin ich immer mit ihr gefahren, selbst bei strömenden Regen und Schnee oder bei dichtestsem Nebel. Meine Eltern waren nämlich der Ansicht, da ich nun motorisiert war, konnte ich nun selbst von A nach B kommen. Heute  wird  sie meistens zum Vergnügen gefahren und ist während der kalten und nassen Jahreszeiten abgemeldet. Nun wird die Vespa also wieder Winterschlaf machen und erst im März wieder geweckt werden, immer mit der Angst verbunden, dass sie irgendwann mal nicht mehr anspringen wird.

 

Eine der wichtigsten Lektionen, die man in der Fahrschule über das Motoradfahren lernt, ist das Fahrverhalten. Ein Lenkrad gibt es ja nicht wirklich, man steuert die Maschine mit seinem Körpergewicht, das man entsprechend verlagern muss. Um also eine Kurve nicht zu schneiden oder, im schlimmsten Fall, aus ihr herauszufliegen, ist eines ganz wichtig: der Blickpunkt. "Merkt euch", hatte mein Fahrlehrer uns Schülern immer wieder eingetrichtert, "ihr fahrt euer Blickrichtung hinterher. Das, was ihr anseht, darauf fahrt ihr auch zu". Mit der praktischen Erfahrung merkte man recht schnell, dass er recht hatte. Besonders in Kurven konnte es dashalb brenzlig werden, wenn der Blick nicht aus der Kurve herausging, sondern sich an etwas in der Kurve heftete. Der ganze Körper folgt diesem Blick und das Motorrad fährt dann in diese Richtung.

Ich finde es erstaunlich, wie eine vermeintlich so winzige Geste die Macht besitzt, unsere Richtung, sogar die einer schweren Maschine zu steuern. Kein Wunder also, dass in der Bibel immer wieder davon gesprochen wird, worauf wir unseren Blick oder sogar unser Herz richten sollen. Wenn schon der Blick eine so große Auswirkung auf uns hat, wie  ist es dann erst mit unserem Herzen?

 

Besonders beeindruckend finde ich die Stelle in 4. Mose. Das Volk Israel ist wieder einmal unzufrieden und ungeduldig un sie klagten Gott an. Der HERR schickte daraufhin Schlangen in ihr Lager und viele Israeliten wurden gebissen, erlitten große Schmerzen oder starben. Da sahen sie ein, dass sie sich schuldig gemacht hatten und flehten um Vergebung. Mose betete für das Volk und Gott antwortete:

"Mach dir eine Schlange aus Bronze und befestige sie am Ende einer Stange. Dann sag den Israeliten: Jeder, der gebissen wird uns sie ansieht, bleibt am Leben. ´Mose fertigte eine Schlange aus Bronze an und befestigte sie an einer Stange. Nun musste niemand mehr durch das Gift der Schlange sterben. Wer gebissen wurde und zu der Schlange schaute, war gerettet". 4. Mose 21, 8-9

 

So oft mach ich mich schuldig. So oft bin ich unzufrieden. So oft wende ich meinen Blick in die falsche Richtung und verliere vollkommen die Kontrolle. Und mir wird klar: Genau wie die Israeliten damals muss ich meinen Blick auf das Kreuz richten, auf den, der mich rettet, auf den, der mir den rechten Weg weist. Ich muss nicht in meiener Schuld verharren. Dafür hat Jesus schon längst bezahlt. Ich darf meinen Blick auf ihr richten und ihm mein Leben zuwenden. Mit allen kleineren und größeren Kratzern, die ich mir im Leben schon zugezogen habe. Der Blick auf Jesus weist mir den Weg und ich gehe dankbar auf ihn zu.

 

"Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat!" Psalm 121,1-2

 

Ein Gastbeitrag von Nicole

schaut auch gerne mal auf ihren Blog: lichtspurensucher.com vorbei :)

 

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