Zu Jesu Füßen

 

Da sind zwei Schwestern, die wahrscheinlich unterschiedlicher nicht sein könnten. 

Die eine ist stets bemüht und vielleicht unterbewusst dem Glauben verfallen, ihr Wert wird aufgrund ihrer Leistung bestimmt. Allein und wütend ist Martha in der Küche am Werk. Neidisch schielt sie immer wieder durch den Türspalt zu ihrer Schwester hinüber. Eine fiese Wut und Eifersucht kriecht in ihr hoch. Schließlich platzt ihr Selbstmitleid einfach heraus: Herr, kümmert es dich nicht das ich hier alleine schufte und meine Schwester es sich bequem macht? Sie hätte auch sagen können: Siehst du mich etwa nicht? Reicht mein Fleiß nicht aus? 

Doch. Er sieht sie. Wenn keiner zusieht. Wenn niemand es anerkennt. Das was sie alles schafft, ist gut, lobenswert und wichtig. Ihr entgeht dabei nur, das ihr seine Aufmerksamkeit schon gilt, noch bevor sie überhaupt einen Finger gerührt hat. Sie kann sich seine Gunst nicht erarbeiten. Vielleicht ist ihr durch dieses falsche Verständnis von Gerechtigkeit sogar ihr Dienst wichtiger geworden als Jesus selbst. 

Dabei ist Jesus für die gekommen, nicht nicht alles im Griff haben. Für die, die aufhören mit ihren Bemühungen, perfekt sein zu wollen. Für die, die erkannt haben, dass sie selbst niemals gut genug sein werden. 

Dann ist da Maria. Sie ignoriert die verärgerten Blicke und setzt sich zu Jesu Füßen. Sie schaut zu ihm auf. Ihr Blick ist auf ihn fokussiert. Alle Sinne arbeiten auf Hochtouren und wollen aufnehmen, was Jesus weitergeben möchte. Ihre ganze Körperhaltung sagt: Ich brauche dich so sehr Jesus! Ich will von dir lernen. Ihr Vertrauen liegt in Gottes Fähigkeiten, nicht in ihren eigenen. Sie erkannte, welche Freiheit in der vollkommenen Abhängigkeit von Gott liegt. Das machte sie mutig gegen alle damaligen Traditionen und starren Meinungen bei Jesus zu bleiben und ihm zuzuhören. Sie blendete den Lärm der Welt aus und ließ sich von seinen Worten verändern. Als ihr Bruder Lazarus stirbt, findet man Maria wieder mit ihrem ganzen Schmerz zu Jesu Füßen. Voller Vertrauen schüttet sie ihr Herz bei ihm aus. Aus der, die die Gemeinschaft mit dem Herrn sucht, wird die, die in der Zeit der Prüfung durch Ruhe und Frieden gekennzeichnet ist und Trost empfängt. Und schließlich wird aus der Empfangenden eine Gebende. Dieselbe Maria beweist nämlich einige Tage vor der Beerdigung Jesu wieder großen Mut und Hingabe. Sie nimmt ein unglaublich wertvolles Salböl und gießt es über seine Füße. Sie ehrt und betet ihn an. Weil sie ihn persönlich kannte und genau wusste, wer er war. Ich glaube, dass ihr Herz in dem Moment ziemlich wild schlug, denn sie wusste, dass viele ihr Verhalten nicht verstehen würden. Sie tat es trotzdem. In ihrer Liebe zu ihm hielt sie nichts zurück, überschritt gesellschaftliche und traditionelle Grenzen und tat das Richtige. Vielleicht erntete sie dafür Verachtung, harsche Worte, Ausgrenzung. Das nahm sie in Kauf weil ihr Herz so tief von Gottes Wahrheit durchdrungen war, das sie nicht anders konnte, als Jesus einfach zurück zu lieben. 

Maria zeigt durch ihr Verhalten, dass sie eine klare Priorität in ihrem Leben hatte: Erst der Herr und dann der Dienst. Die Beschäftigung mit ihm und der Dienst für ihn werden in gewisser Weise in unserem Leben parallel laufen. Wenn wir aber den Platz zu seinen Füßen überspringen, dann wird es uns wie Martha gehen, die sehr beschäftigt und sehr besorgt und beunruhigt war. So ein Dienst steht in der großen Gefahr in purem Aktivismus zu enden. 

Manchmal verwechseln wir vielleicht ein erfülltes Leben mit einem vollen Leben. 

Aber wenn wir zu beschäftigt sind um Zeit mit Jesus zu verbringen, tun wir schlicht zu viel. 

Ich möchte jeden Tag auf's Neue loslassen, meine Sinne nur auf ihn ausrichten, zu seinen Füßen Platz nehmen und ihm begegnen. Von Herz zu Herz. 

Ein Gastbeitrag von Anita Dyck.

 

 

 

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